
Künstliche Intelligenz ermöglicht es, in Sekunden Texte, Bilder, Videos oder ganze Kampagnen zu erstellen. Doch so grenzenlos die kreativen Möglichkeiten wirken, so wichtig ist es, die rechtlichen Spielregeln zu kennen. Denn wenn es um Urheberrecht, dem Recht am eigenen Bild, Lizenzen und Haftungsfragen geht, können kleine Fehler teure Folgen haben.
In diesem Beitrag erhalten Sie einen praxisnahen Überblick über die wichtigsten Stolperfallen beim Einsatz von KI-Content – mit Beispielen, typischen Anwendungsfällen und konkreten Tipps, wie Sie Ihre Marketingarbeit rechtlich absichern.
Bitte beachten Sie, dass wir keine Anwälte sind und das dieser Artikel keine Rechtsberatung darstellt, sondern lediglich unsere Erfahrungen teilt.
1. Urheberrecht: Wem gehören KI-generierte Inhalte?
Mit vielen KI-Tools erstellen Sie auf Knopfdruck Texte, Bilder oder Videos. Doch gehören diese Inhalte dann automatisch aus Urhebergesichtspunkten Ihnen?
- Nach deutschem und europäischem Urheberrecht sind Werke nur geschützt, wenn ein Mensch sie geschaffen hat. Inhalte, die ausschließlich durch KI entstehen (z. B. ein Bild aus Midjourney), genießen keinen Urheberrechtsschutz.
- Sie können solche Inhalte kommerziell nutzen, wenn die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des jeweiligen Tools dies erlauben. Weitere Informationen dazu finden Sie weiter unten im Artikel „4. Lizenzen & Nutzungsrechte“.
- Vorsicht ist geboten, wenn Inhalte bestehende Werke und allgemein bekannte Stile nachahmen. Eine „Van-Gogh-Version“ Ihres Firmenlogos kann eine Urheberrechtsverletzung darstellen, auch wenn die Datei formal neu erzeugt wurde.
- Bei KI-generierten Texten (z. B. via ChatGPT) ist oft unklar, ob diese auf geschützten Daten beruhen, mit denen die KI trainiert wurde. Deshalb ist es ratsam, Texte individuell zu überarbeiten.
Beispiel
Sie generieren mit DALL·E ein Bild zum Thema „Sommerurlaub am Strand“. Das Motiv ist neu, aber imitiert den Pixar-Stil. Setzen Sie dieses Bild in einer Werbekampagne ein, könnten Rechteinhaber Ansprüche geltend machen. Daher sind Sie rechtlich nur sicher, wenn Sie keinen Stil kopieren.
Praxistipps zum Thema Urheberrecht
- Dokumentieren Sie Ihre KI-Eingaben (Prompts) und Bearbeitungsschritte, um später belegen zu können, dass eine individuelle Gestaltung stattgefunden hat, z.B. mit aufwandsarmen Screenshots.
- Nutzen Sie KI-Ergebnisse als Entwürfe oder Inspiration, nicht als finale Version.
- Ergänzen Sie immer eine eigene kreative Leistung, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Passen Sie also z.B. Farben und Schriftfonts an, fügen Sie bei Fotos Text oder Logo hinzu.
2. Recht am eigenen Bild: Was gilt für KI-generierte Gesichter?
Viele Tools erzeugen täuschend echte Gesichter von Menschen, die es gar nicht gibt. Doch auch hier gibt es rechtliche Grenzen.
Regeln in Deutschland
Echte Personen dürfen nicht ohne Zustimmung dargestellt werden. Das gilt auch für KI-Bilder, die ihnen stark ähneln.
Auch „fiktive Gesichter“ sind problematisch, wenn sie erkennbar an Prominente oder reale Personen angelehnt sind (z. B. „Kreiere das Bild einer Frau, die wie Taylor Swift aussieht.“).
Plattformen wie Instagram oder Stockfoto-Datenbanken reagieren in solchen Fällen sensibel: Die betreffenden Inhalte können gesperrt oder Konten gelöscht werden.
Beispiel
Eine Agentur erstellt für eine Social-Media-Kampagne mit Midjourney ein „authentisches Mitarbeiterfoto“. Das Gesicht wirkt echt, gehört aber keiner realen Person. Wenn das Bild zufällig Ähnlichkeiten mit einer tatsächlich existierenden Person hat, kann diese Person das Unternehmen abmahnen.
Praxistipps zum Thema „Recht am eigenen Bild“
- Verwenden Sie keine Anweisungen mit realen Namen oder Prominenten.
- Nutzen Sie Tools, die klarstellen, dass die generierten Gesichter rein fiktiv sind (z.B. Canva und Adobe Firefly).
- Dokumentieren Sie die Bilderstellung mit KI: Nach EU-Recht müssen Anbieter und Nutzer die künstliche Herkunft von KI-generierten Gesichtern offenlegen, sobald der Realitätsgrad eine Verwechslungsgefahr mit echten Menschen birgt.

3. Haftung: Wer ist verantwortlich für falsche oder rechtswidrige Inhalte?
KI kann falsche Informationen liefern oder problematische Inhalte erzeugen – aber wer haftet?
Grundsatz
Verantwortlich ist immer das Unternehmen oder die Person, die Inhalte veröffentlicht. Die Tools selbst schließen eine Haftung in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen meist aus.
Beispiele
Falsche Produktangaben in KI-generierten Beschreibungen können eine Abmahnung wegen Irreführung zur Folge haben.
Diskriminierende Texte in automatisierten Chatbot-Antworten bergen das Risiko von Imageschäden und Schadensersatzklagen.
Die Verwendung geschützter Werke stellt eine unzulässige Nutzung dar, auch wenn die KI den Inhalt erstellt hat.
Praxistipps für Haftungsthemen
- Vermeiden Sie den blinden Einsatz von KI ohne menschliche Prüfung.
- Führen Sie eine Qualitätskontrolle ein, bevor Inhalte veröffentlicht werden.
- Dokumentieren Sie KI-Einsätze, um im Streitfall nachweisen zu können, wie Inhalte entstanden sind.
4. Lizenzen & Nutzungsrechte: Was darf ich mit KI-Inhalten machen?
Nicht jedes Bild, das Sie mit KI erstellen, dürfen Sie automatisch kommerziell nutzen. Die Nutzungsrechte unterscheiden sich je nach Anbieter.
Überblick gängiger Tools
- ChatGPT: Inhalte dürfen kommerziell genutzt werden, sofern keine Rechte Dritter verletzt werden.
- Canva:
- Free-Version: Nutzung von Vorlagen und Elementen ist eingeschränkt, unveränderte Produkte dürfen nicht verkauft werden.
- Pro-Version: Kommerzielle Nutzung ist möglich, wenn Designs bearbeitet werden.
- Adobe Firefly: Inhalte dürfen je nach Lizenzmodell (Standard/Pro/Premium) kommerziell genutzt werden; Adobe garantiert rechtssichere Trainingsdaten ihrer KI.
- Midjourney: Kommerzielle Nutzung nur mit Bezahl-Abo, Ergebnisse sind nicht exklusiv.
- DALL·E 3: Kommerzielle Nutzung erlaubt, jedoch keine Anweisungen mit urheberrechtlich geschützten Inhalten verwenden.
- Jasper: Nutzungsrechte hängen von der Version ab, AGB regelmäßig prüfen.
Beispiel
Eine Agentur erstellt Merchandising-Produkte mit Canva-Designs, die sie unverändert übernimmt. Das ist nicht erlaubt: Canva-Vorlagen und Elemente (z.B. Fotos, Videos, Grafiken, Audiostücke) dürfen nicht ohne Anpassung kommerziell verwendet werden.
Praxistipps zum Thema Lizenzen und kommerzielle Nutzung
- Lesen Sie die Lizenzbedingungen genau, v.a. bei Printprodukten oder Werbung.
- Kontaktieren Sie den Anbieter, wenn Sie unsicher sind.
- Erwerben Sie im Zweifelsfall eine erweiterte Lizenz, wenn Sie sich unsicher sind (z. B. Extended License bei Canva).
- Fügen Sie immer eine eigene kreative Leistung zu verwendeten Vorlagen und Elementen hinzu, um Originalität zu sichern (z.B. ein Logo im Foto).
- Dokumentieren Sie Lizenzen und Nachweise der individuellen Rechte.
5. Checkliste für die Praxis

Fazit: KI verantwortungsvoll nutzen
KI-Tools sind eine wertvolle Unterstützung im Marketing, entbinden aber nicht von der Verantwortung. Wer Urheberrecht, Bildrechte, Haftung und Lizenzbedingungen im Blick behält und Prozesse zur Qualitätskontrolle etabliert, kann die Vorteile der Technologie nutzen, ohne rechtliche Risiken einzugehen.
Es gilt also: KI liefert die Impulse – Ihre Kreativität und Ihr Verantwortungsbewusstsein machen den Content rechtssicher.
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